Ein LED System wie kein anderes

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Die Bühnentechnik auf Kreuzfahrtschiffen bringt laufend neue Herausforderungen. Besonders interessant dabei ist die Kombination klassischer Bühnentechnik mit lichtemittierenden Systemen für visuelles Entertainment.

Seit Beginn der Kreuzfahrt steigen die Ansprüche der Reedereien an die Bühnentechnik stetig an. Jede Reederei hat ihr eigenen Design- und Entertainment Departments, welche die Konzepte für neue Kreuzfahrtschiffserien erstellt und die Planung begleitet. Um den Gästen unvergessliche Erlebnisse zu bieten, findet man unter den technischen Anlagen in diesem Bereich immer neue Innovationen.

So auch beim neuesten Schiff der Carnival Cruise Lines, wo zwei große LED-Systeme für Attraktion sorgen. Für das LED-System in der Atrium-Lounge hat sich Carnival Cruise Line (CCL) etwas ganz Neues einfallen lassen und das Gesamtkonzept wurde in Zusammenarbeit zwischen den CCL-Neubauten, dem CCL-Designteam, dem CCL-Technik-Entertainment, dem CCL-Entertainment-System Designer Nautilus Entertainment Design (NED) und Unterhaltungssteuerungstechnik konzipiert und entwickelt.

Die 16 frei drehbaren und vertikal verfahrbaren LED-Panele befinden sich vor der gebogenen Fensterfront innerhalb des Grand Centrals Diese sogenannten „Blades“ bilden bei Vorstellungen zusammen eine LED-Fläche von 21 m x 7 m Größe, wo Shows und Filme gezeigt werden können. Das Besondere daran ist, dass die Blades vertikal um die eigene Achse rotieren können. Wenn das Schiff in einem Hafen anlegt, werden die Panele nach außen gedreht. So kann man die gezeigten Videos auch vom Hafen aus genießen.

Wenn die Videowall nicht benötigt wird, kann sie in der Bühne und der Decke verstaut werden. Dazu werden die „Blades“ gedreht und in die Decke und den Boden gefahren. Die sogenannten „Cover-Panels“ schließen die Luken im Bühnenboden und sind im verriegelten Zustand begehbar. Damit ist der gesamte Bühnenboden vor der Fensterfront wieder nutzbar.

Spontane Ideen sind oft die besten

Die Erwartungen an Waagner-Biro Stage Systems waren von Anfang an hoch. „Ich kann mich noch gut erinnern, als ich mit unseren ersten Entwürfen beim Kickoff Meeting in der Meyer Werft Turku saß und versuchte, die Anforderungen unseres Kunden genau zu verstehen“ erzählt Karl Schreder, Konstrukteur bei Waagner-Biro Stage Systems.

„Als der Senior Projektmanager Herr Raser, der bei dem Meeting neben mir saß, die Idee eines zusätzlichen Panels zur Sprache brachte, um die Bühnenöffnung zu schließen, fragte ich mich damals – wie soll sich das alles mit 900 mm Bühnenhöhe ausgehen?“

Ursprünglich waren für das Verschließen der Bühnenöffnung sogenannte „bomb bay doors“ geplant. Später wurde festgestellt, dass wir die Rückseite der Panele in einen Performance-Boden verwandeln könnten. Dadurch konnte das Panel mit der LED-Oberfläche nach unten abgesenkt und im Boden verriegelt werden, ohne dass Türen oder Luken erforderlich waren. Die Rückseite der LED Panele würde einfach zum Boden werden.

Dass diese spontane Idee nach einer intensiven Designstudie tatsächlich umgesetzt werden konnte, brachte nochmal eine deutliche Aufwertung des Systems mit sich.

LED Panele in Verwendung

LED Panele verstaut

Nach der Konzeptphase folgte die Detailkonstruktion. Besondere Herausforderungen dabei war vor allem der fehlende Platz für große Motoren und Getriebe. Wir mussten die Antriebseinheiten deshalb sehr kompakt und die Blade Rahmen in Leichtbauweise ausführen. Die „Tetris-Erfahrungen“ von Herrn Schreder trugen ihr übriges zur maximalen Ausnutzung der Bühnenhöhe bei und die leuchtenden Augen aller Teilnehmer beim Factory Acceptance Test zeigten, dass Waagner-Biro Stage Systems die Erwartungen erfüllt, – wahrscheinlich sogar übertroffen – hatten.

Für eine optimale Ausrichtung der Blades zueinander fehlte aber noch ein wichtiges Detail: die Ausrichtung beim vertikalen Zusammenfahren der Blades war noch nicht ganz perfekt. Das Getriebespiel war zu groß und die erste sogenannte „Zentriervorrichtung“ war zu ungenau. So war nach dem Zusammenfahren der Blades immer noch ein Spalt zu sehen. Um diesen Mangel zu beseitigen, musste eine neue Zentriervorrichtung konstruiert und eingebaut werden, die zum einen das Getriebespiel aufnehmen kann und zum anderen beim Zusammenfahren die Panele präzise zueinander zentriert. Mit der finalen Version werden die Blades nun tatsächlich pixelgenau ausgerichtet und damit steht eindrucksvollen Videoeinspielungen oder Kinoabenden im Atrium nichts mehr im Wege.

Um einen Einblick in die Konstruktionsabteilung für dieses Projekt zu bekommen, haben wir Karl Schreder zu einem Interview gebeten.

Wie lange sind Sie schon für Waagner-Biro Stage Systems tätig?

Schreder: Ich arbeite mittlerweile bereits seit neun Jahren für Waagner-Biro-Stage-Systems. Ich war vor diesem Projekt bereits bei einem anderen Kreuzfahrtschiff als Designingenieur für sehr außergewöhnliche Podien verantwortlich. Das Projekt „Mardi Gras“ war aber mein erstes im Zusammenhang mit einer LED-Anwendung.

Was haben Sie sich gedacht, als Sie das erste Mal von diesem Projekt gehört haben?

Schreder: Da dieser Auftrag eine komplette Neuentwicklung war, dachte ich mir: Coole Sache, hoffentlich bekommen wir den Auftrag! Besonders beeindruckt hat mich die Größe des Systems und dass man als Hintergrundkulisse den Ozean sieht.

Rendering der LED-Panele

Was ist das Besondere an der Bühnentechnik auf einem Kreuzfahrtschiff?

Schreder: Die Einbausituation der Komponenten weicht naturgemäß vom üblichen Bauwesen ab. Beton sucht man vergebens und eine genaue Auseinandersetzung mit der Umgebung im Schiff ist für die Einplanung unausweichlich. Dazu kommt, dass der Zeitplan für den Blockbau eines Kreuzfahrtschiffes auf alle Gewerke Einfluss nimmt und sowohl bei der Konstruktion als auch beim Lieferplan und der Einbringung der Komponenten eine wesentliche Rolle spielt.

Ihre Erfahrungen mit dem Spiel „Tetris“ wurden erwähnt. Welchen Zusammenhang gibt es zur Bühnentechnik?

Schreder: Wie beim Tetris ist in der Bühnentechnik eine effiziente Ausnutzung der Bauhöhe immer von Vorteil. Statt dem Maßstab „höher – schneller – weiter“, der für die gesamte Anlage gilt, ist die Zielsetzung für die Bauart der Komponenten meist „niedriger – schlanker – leichter“. Auch zum steigenden Tempo bei Tetris kann man eine Parallele ziehen, denn der Trend geht tatsächlich dahin, dass unsere Anlagen immer schneller werden.

Welchen Unterschied gibt es hinsichtlich der Bühnentechnik mit anderen Kreuzfahrtschiffen?

Schreder: Auch wenn LED- Systeme mittlerweile ein fester Bestandteil der Bühnentechnik auf Kreuzfahrtschiffen geworden sind, ließ die Spezifikation für das Blade System auf der Mardi Gras sehr viel Freiraum für die Mitgestaltung bei der Konzeptentwicklung. Schon während der Vertriebsphase konnten wir schon früh unsere Vorstellungen zur Umsetzung als Animationen einbringen. Dementsprechend war gerade während der Konzeptphase der Aufwand für Abstimmungen mit dem Eigentümer höher als bei anderen Projekten. Das brachte eine sehr enge Zusammenarbeit mit der Abteilung für Technisches Entertainment von CCL mit sich.

Verschiedene Konfigurationen

Wie umfangreich sind die technischen Zeichnungen für dieses System?

Schreder: Die Mardi Gras wurde von uns mit bühnentechnischer Einrichtung für das Theater und dem Grand Central ausgestattet. Allein für das Blade System (im Grand Central) gibt es ca. 30 Fertigungspakete mit insgesamt rund 300 Zeichnungen. Das ist fast die Hälfte aller Fertigungspakete, die für unseren gesamten Lieferanteil benötigt wurden. Ein Fertigungspaket beinhaltet bei uns jeweils die Fertigungsstückliste, die Fertigungsanweisungen, alle nötigen Fertigungszeichnungen und eine Versandliste.

Wie fühlt man sich, wenn ein Projekt endlich fertiggestellt ist?

Schreder: Natürlich bin ich stolz, wenn ich erfolgreich abliefern kann und es gibt auch bei jedem Projekt ein paar Geschichten, an die man sich noch lange erinnert. Gerade technisch anspruchsvolle Anlagen bringen eine große Verantwortung für den Konstrukteur mit sich. Das schöne dabei ist, dass man nach Fertigstellung auch für den Erfolg verantwortlich ist.

24/7 Support

Jede Minute, in der Ihre Bühne nicht funktioniert, ist eine verlorene Minute – verloren für Konstruktion, Proben oder sogar Aufführungen. Darum ist es uns so wichtig, immer und überall erreichbar zu sein.

Every minute your stage isn’t working is a minute lost – lost for rehearsing, programming, and for performing. That’s why it is important to us, that you can reach us all day, every day.

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